Wir hadern etwas mit dem Schicksal. Insgeheim hatten wir uns den Katmai NP ja so bei einigermassen schönem Wetter vorgestellt, vielleicht ein klein wenig Regen. Die Wettergötter meinen es aber nicht ganz so gut mit uns. Es ist einfach so, wie Alaska-Wetter halt so ist; windig, regnerisch und wechselhaft. Die Windstärke stimmt uns langsam etwas nachdenklich. Die Windfahne steht waagrecht und es gibt schon Abflüge, die gecancelt werden. PenAir fliegt gewisse Destinationen schon gar nicht mehr an. King Salmon scheint davon nicht betroffen. Wir machen uns nur etwas sorgen, wie ein Wasserflugzeug mit diesen Windstärken so umgeht und sind ziemlich sicher, dass von King Salmon weg nix mehr geht. Dennoch steigen wir in die erstaunlich kleine Propellermaschine und schnallen uns an. Der Wind reisst schon an der stehenden Maschine merkbar rum. So etwas unwohl ist uns schon vor diesem Flug.

Anchorage – King Salmon: PenAir vs Wind

Die Crew besteht nebst Piloten aus einer Flight Attendant, welche sich bald schon das Mikro greift und die Willkommensrede runterbetet. Anschliessend findet sie was von „bit of a bumpy ride“ was uns doch schon irgendwie bekannt vorkommt (Kangaroo Islands). Der Pilot gewinnt den Kampf gegen den Wind auf der Startbahn und wir heben ab. Der Aufstieg ist dann wahrlich nix für schwache Mägen, wir werden in alle Richtungen (ok, rückwärts nicht gerade) ordentlich durchgeschüttelt. Zum Glück beruhigt sich das Wetter über den Wolken und der Rest des Fluges ist den Verhältnissen entsprechend überraschend ruhig. Selbst die Landung in King Salmon ist einwandfrei, denn es ist – wir sind überrascht – windstill.

King Salmon – Brooks Camp: Katmai Air und das Wasserflugzeug

Das nächste Flugzeug ist noch kleiner. Ich bin noch nie in einer kleinen Propellermaschine geflogen, geschweige denn in einem Wasserflugzeug. Entsprechend gespannt bin ich auf das Erlebnis des Weiterfluges von King Salmon nach Brooks Camp. Das ganze entpuppt sich als eine spassige Sache, auch wenn es hie und da etwas rüttelt. Sind wir uns ja schon vom vorherigen Flug gewohnt. Die Landschaft ist aus dieser Höhe einmal mehr grossartig, selbst wenn der Himmel verhangen ist. Wir staunen und fotografieren, und die halbe Stunde Flugzeit ist schnell um. Silvia holt tief Luft, als der Pilot zu einer engen Kurve zum Wassern in Brooks Camp ansetzt und ich bin fast ein wenig enttäuscht, dass der Flug schon vorbei ist. Wir steigen aus und werden sofort in die Bärenschule eingewiesen.

Hey Bear – die Bärenschule

Jeder Besucher in Brooks Camp muss die Bärenschule durchlaufen. Wir werden mit allen Informationen zum Camp und zum Verhalten gegenüber Bären versorgt. Präventiv soll man klatschen, tratschen und immer mal wieder „Hey Bear“ rufen. Alles klar, denkt man, so auf Bären trifft man sicher nicht so häufig. Das denken wir genau so lange, bis wir mit unserem Gepäck zum Zeltplatz wollen und der Pfad mit einem Schild „Achtung Bär, Umweg benutzen“ versperrt ist. Dies bedeutet, dass wir, anstatt bequem mit einem Wägeli über einen breiten Weg fahren zu können, das ganze Gepäck durch hohes Gras im Wald tragen müssen. Wo übrigens jederzeit ein Bär auftauchen könnte. Wir sind doch etwas nervös und froh, als wir den Elektrozaun des Zeltplatzes vor uns sehen. Dies ist sozusagen die einzige Bären freie Oase in Brooks Camp sofern keiner vergisst, die Pforte zu schliessen. Ansonsten steht die ganze Lodge mit den Cabins im Bärengebiet. Man kann jederzeit einem Bär begegnen. Und das passiert öfters als wir uns dies in dem Moment grad so bewusst sind…