Der unschuldig klingende Plan ist, den Hamra Nationalpark zu besuchen. Solche Parks haben üblicherweise definierte Eingänge. Genauso einen peilen wir an und biegen, wie von der freundlichen Google-Navi-Stimme vorgeschlagen, von der E45 ab in Richtung des Parks. Hier soll man wandern können, Tiere beobachten – hier soll’s Bären geben (das „Bäreglöggli“ haben wir selbstverständlich dabei). Doch wir sind uns einig: Wir fahren nicht nochmals so eine lange Schotterpiste wie eben bei der Anfahrt zum besuchten Feuerwacht Turm. Sonst kehren wir einfach um. Oder doch nicht?

Google weist uns den Weg. Die Schotterpiste beginnt einmal mehr heimtückisch an einem Ort, wo wenden mit unserem Gefährt schlichtweg undenkbar ist. Und so fahren wir einmal mehr drauflos. Es holpert und scheppert und die Piste wird mit jedem Kilometer noch etwas halsbrecherischer. Grobes Geröll und Steigungen dämpfen den Spass an der Fahrt beträchtlich. Irgendwann reicht es uns dann: „Hamravallen“ steht auf dem verwitterten Holzbrett, als wir anhalten. Wir stehen leicht entnervt vor den lottrigen verlassenen Holzhütten im Nirgendwo und fragen uns, wie weiter. Vorwärts weiter in den Park hineinfahren? Über noch mehr schweisstreibende Geröllpisten holpern oder doch eher zurück – auf den eben passierten, nicht sehr spassigen Wegen wieder zurück? Hamravallen. Kennt nicht mal Google. Zurück erscheint uns aber dann irgendwie doof („wir sind sicher fast da“) und nach weiteren schweisstreibenden 20min schaffen wir es schlussendlich dann doch noch zum Haupteingang des Parks. Mit dem Plan, hier sogar zu übernachten. Diesel und Trinkwasser sind zwar nicht mehr gerade in Hülle und Fülle vorhanden, aber Gas, Essen und Frischwasser zum Kochen/Duschen haben wir.

Nur so: wäre man von der entgegenkommenden Seite in den Park reingefahren, so hätte man den Eingang nach ca 5km relativ flacher, einfacher Schotterpiste erreicht. Google weist immer den vermeintlich schnellsten, aber nicht immer den besten Weg.

Der Park ist schön und trotz einigen, fast ausschliesslich deutschen, Touristen sehr ruhig. Wir wandern auf den gut markierten Trails durch Urwald, über Moor und an Seen vorbei. Einsam, ruhig, still. Wir treffen zwar weder Bären noch Elche, doch die naturbelassene Landschaft ist trotzdem ein tolles Erlebnis. Als wir dann am Abend am Rande des Moors auf der eingerichteten Feuerstelle ein kleines Feuer entfachen und in der wie immer hellen Nacht über die Ebene schauen, sind Büro, Covid und Stress dann gerade weit, weit weg.

Ach ja, das Kaffee-Problem konnten wir zum Glück einigermassen lösen. Eine italienische Cafetiera zu kaufen oder zu mieten, scheint in Schweden nicht ohne weiteres möglich zu sein. Wir begnügen uns mit Melita-Filtern und einem Pack «Gevalia Extra Mörkrost Intensivo» Filterkaffee. Und sind eigentlich ganz zufrieden damit. Ist immer noch besser als das, was man sonst so z.B. auf Campingplätzen verkauft kriegt.