Am Tag des Midsommar Fests in Schweden sind die Läden früh zu. Am Tag danach ist Feiertag. Und dann ist Sonntag. Da ist auch nicht viel los in Schweden. So ähnlich liest man zumindest im Internet. Heisst wir haben nach Übernahme des Campers ziemlich viel Stress mit Einkaufen und organisieren – oder das denken wir zumindest. Schliesslich startet unsere Tour genau ein Tag vor Midsommar.
Wir werden pünktlich beim Hotel Radisson abgeholt und vom Taxi Chauffeur ziemlich direkt darauf aufmerksam gemacht: Masken sind hier nicht Pflicht. Eigentlich trägt sie hier in Schweden kaum mehr irgendjemand, auch im Taxi nicht. Etwas unsicher nehmen wir die Masken ab und sitzen mit einem ungewohnten Gefühl im Gefährt mit einem Fremden. Vielleicht gut, dass wir die zweite Covid-Impfung abgewartet haben. Der Fahrer erzählt uns viel zu Schweden, paar Dinge zu Covid, zum Autofahren in Schweden und zum Midsommar Festival. Die Schweden feiern die Sommermitte fast so konsequent wie Weihnachten. Die Läden schliessen früh sagt er, also früh genug beim Alk-Laden anstehen, was auch ganz viele Schweden tun. Tag drauf ist dann mehrheitlich nix zu wollen da ein Feiertag (wohl weil Schweden ausnüchtern muss).
Wir nehmen die Infos dankbar entgegen und widmen uns der Camper Übernahme. Brandneu, 22km auf dem Tacho. Jeder Kratzer wird von uns sein, dafür ist alles ganz und in einwandfreiem Zustand. Ein an Midsommar denkender, sichtlich nicht mehr bis in die Zehenspitzen motivierter Mitarbeiter („Just hope you don’t run into trouble the next days. We’re closed tomorrow, and the day after. And Sunday. We’re back Monday.“) von McRent erklärt uns das Gefährt. Zum Glück hatten wir in Alaska schon mal mit was Ähnlichem zu tun, so sind die eher vagen Erklärungen trotzdem gut genug. Aufgrund eines Tipps des Taxi Fahrers („im Landesinnern wird viel traditioneller gefeiert, fahrt am Besten dort und dorthin, damit ihr was seht“) ändern wir spontan einmal mehr unseren Plan und fahren los. Selbstverständlich erst nach stundenlangem irren durch einen ICA Supermarket, in dem alles nur in Schwedisch angeschrieben ist, sowie brav distanziertem Anstehen vor dem „System Bolaget“, wo man Alkohol in allen Formen und Farben zu teuren Preisen verkauft kriegt.
Nach überstandener erster Nacht fahren wir also gen Norden, erstes Ziel Rättvik, mit der Idee unterwegs die Feierlichkeiten irgendwie mitzuerleben oder zumindest anzutreffen. Das einzige, was wir aber dann effektiv mitkriegen ist die laute Party auf dem Campingplatz. Traditionelle Tänze oder Ähnliches – Fehlanzeige. Tag drauf soll im Nachbarscamping so eine traditionelle Aufführung stattfinden. Wir gehen ohne viel Erwartung hin und treffen eine ziemlich überschaubare Darbietung an. Ein Saitenquartett, Pferd mit Wagen und dieser spezielle „Baum“. Traditionelle Kleider. Sie spielen traditionelle Tunes. Das wars. Kein Tanzen, keine Stimmung. Zum Glück finden wir unterwegs noch einen „Glass“ Stand (steht für Glacé. Die Verkäuferin ist nicht sonderlich begeistert, die Sorten in Englisch zu erklären. Wir googeln mal „Jordgubbar“…), so kriegen wir immerhin noch ne Abkühlung in der Hitze.
Die zwei Nächte auf dem „Rundumsorglospaket“-Campingplatz in Rättvik geben uns die Zeit, uns mit allen An- und Unannehmlichkeiten des Campierens vertraut zu machen. Alle Tanks mal geleert und gefüllt, Herd getestet, Geschirr und Essen eingeräumt. Wir sind bereit für mehr Wildnis. Nur ein Problem haben wir noch nicht so richtig gelöst: Wie kochen wir guten Kaffee?