Anchorage – Quo vadis?

Anchorage, ja, was soll ich denn zu Anchorage schreiben? Die Stadt in der Wildnis Alaska’s ist unspektakulär bis verschlafen. Sie hat keine wirklichen Sehenswürdigkeiten und die Industriegebiete mit den üblichen Geschäften sind so hässlich wie überall. Da wir vorerst kein Auto gebucht haben, bleibt es bei einem ausgedehnten Spaziergang zum Outdoor Laden REI und Walmart. Wir brauchen noch Mätteli für unseren Katmai Ausflug, können uns aber nicht so recht entscheiden. Da wir tags drauf sowieso unseren RV in Empfang nehmen vertagen wir die Entscheidung, ob möglichst billig und alles wegschmeissen (amerikanische Variante) oder teuer und dafür ev. nach den Ferien verkaufbar (schweizerische Variante). Zwei Nächte sind wir da, zwei Abende essen wir bei Humphy’s Burger oder sonst irgendwelche eher fetten Dinge. Ein Städtetrip ist die Stadt in der Wildnis (es gibt Bären hier) eher nicht wert. Aber als Ausgangspunkt für eine Alaskareise einfach ideal.

Hope – es geht noch verschlafener

Der nächste Tag bietet dann wieder Action. Wir lassen uns per Taxi zur GoNorth Vermietung chauffieren und sehen beim Einbiegen auf den Parkplatz ein paar Camper stehen. Wir finden beide, das seien schon riesen Dinger von Pickups die da stehen, wir hätten sicher ein kleineres Modell. Bis wir herausfinden, dass es gar keine kleineren hat. So eine Riesenmühle bin ich nun wirklich noch nie gefahren. (Kennt ihr den Unterschied zwischen amerikanischen und europäischen Autos? In europäische Autos steigt man ein, in amerikanische hinauf). Und so wird „Twain“, der Pickup mit Camperaufbau unser Zuhause für die nächsten 4 Wochen. Instruiert werden wir von einem Schweizer, der uns mit viel Sarkasmus gespickt zeigt, wie das Teil denn so funktioniert. Wir sind beeindruckt und fahren bald drauflos. Einkaufen und dann ab nach Hope.

Hope ist abgelegen. Nach ca 2 Autostunden von Anchorage treffen wir auf dem Campground ein und merken sofort: Hier herrscht ein anderer Rhythmus. Kein Mensch im Büro, ein altes Café und Bar sowie eine Band die gerade aufbaut, das sind unsere ersten Eindrücke. Hier hat’s hauptsächlich Amis, die ihr Weekend verbringen. Viele kennen sich und grillieren und trinken in grossen Gruppen. Wir drucksen etwas um den Camper rum, beäugt von unseren temporären Nachbaren und gehen dann in die Bar ein lokales Bier trinken. Spätestens da wird die Atmosphäre lockerer. Man wird freundlich begrüsst, darf die Biere vor dem Bestellen zuerst kosten und wird bestens bedient. Ferienstimmung kommt auf, nicht zuletzt als dann die Band (für welche wir an der Pforte je einen 10er abdrücken, „ ‘cause that’s the way we do it here“) aufspielt. T-Shirt Wetter, Bier und Musik. Wollten wir nicht eigentlich sowas wie in die raue Wildnis?

Pre-Katmai

Wir bleiben zwei Nächte in Hope, welches übrigens den Gold-Rush wundersam überlebt hat und scheinbar erst 1967 ans öffentliche Stromnetz angeschlossen wurde – ich finde, man merkt’s. hier ist alles etwas hintendrein (hier musste man z.B. Anrufen, per Mail reservieren ging nicht. Nicht, dass sie kein Email lesen würden. Sie antworten auch. Aber zum Reservieren muss man anrufen. ‘cause that’s the way we do it here). Tag zwei steht im Zeichen des Nixtuns ausser vorbereiten auf unsere Katmai Tour. Je mehr Wind aufkommt und je weniger Sonne wir sehen, desto skeptischer schauen wir den kommenden Tagen entgegen. Die Wetterprognose stimmt uns alles andere als zuversichtlich: Dauerregen und Wind. Wir treffen alle erdenklichen Vorkehrungen, denn der Trip ist folgendermassen geplant: Anflug per Flugzeug/Wasserflugzeug bis Brooks Camp. Zelten zwei Nächte. Rückflug wie Anflug, einfach umgekehrt. Zelten bei Regen und Wind im Bärengebiet. Ohne Campingkocher. Wir wollten irgendwie Abenteuer, sieht aus als kriegten wir Abenteuer.