Die zwei Übernachtungen in Kerlingarfjöll erlaubten uns eine ausgedehnte Wanderung nach Hveradalir, einem geothermisch aktiven Gebiet in der Nähe. Die Wanderung direkt vom Resort weg führte uns etwas in die Höhe über Lavakegel, Geröll-und Schneefelder. Der Ausblick über das isländische Hochland war schlichtweg atemberaubend. Eine unglaubliche Weite, eingerahmt von majestätischen Gletschern. Schon nur dies wäre die Anstrengung wert gewesen. Ein Foto wird der Realität nicht wirklich gerecht:
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Doch das eigentliche Ziel der Wanderung bot eine unglaublich spektakuläre Szenerie. Ein ganzes Tal voll heisser Quellen. Überall dampfte es zwischen den Hügeln hervor. Die Bäche sahen aus wie Bergbäche, waren aber so heiss, dass man sich die Finger verbrannte. Unverhofft stiess man am Weg auf ein zischendes Loch oder eine blubbernde Pfütze. Dies alles in der Höhe, zumindest auf ca 1500m.ü.M. Die Farben und Sujets waren so vielfältig, das man aus dem Staunen und Fotografieren kaum mehr raus kam.
Ob all der tollen Landschaft beschlossen wir, noch einen Rundweg anzuhängen und bogen entsprechend vom Weg ab. Wichtig zu wissen: Isländer markieren ihre Wanderwege nicht ganz so akribisch wie die Schweizer. Nach ein paar 100 Metern waren wir nicht mehr ganz so sicher, ob wir auf dem richtigen Weg waren. Waren wir aber noch. Wir folgten den Markierungsstecken, bis sie plötzlich einfach fehlten. Wir standenbedenklich schräg an einem unbefestigten Hang auf der Suche nach dem Weg und versuchten bereits vorhandenen Spuren zu folgen – vergebens. Backtracking war angesagt, und da stiessen wir auf Adrian, einem Outzeitler, der aktuell grad mit seinem Töff durch Europa braust. Ihn sollten wir später nochmals treffen und den Rückweg mit ihm bestreiten. In dem Moment half er uns, zurück auf den Weg zu finden und diesmal richtig abzubiegen. Die Wegmarkierungen waren allerdings nicht mehr vorhanden.
Verschiedenes macht diese Gegend einmalig und attraktiv. Herausragend ist, dass man auf keine Absperrungen, keine Warnschilder und keine Verbote trifft. Die Quellen sind heiss. Die Bäche auch. Und schweflig. Es dampft, zischt und brodelt überall. Die Isländer vertreten hier offensichtlich den Standpunkt, dass der Tourist selbst verantwortlich ist. Das ist richtig und gut so, auch wenn dies dazu führt, die Leute abseits von (schlecht) markierten Pfaden umher irren und klettern. Die Natur wirkt unberührt da unverbaut und man kann so alles aus der Nähe betrachten, aus welcher man sich noch sicher fühlt. Unbezahlbar – die Besichtigung ist übrigens gratis.