Nach den eher kargen und rudimentären Verhältnissen im Hochland liessen wir die Schlaglochpisten hinter uns und residierten in einem grosszügien Apartment in Sauðárkrókur. Die Gastgeberin empfahl uns, für die nächste Route nicht den schnellsten Weg zu nehmen, sondern einen Umweg einzuplanen, da dies die viel spannendere und interessantere Route sei. Wie heisst schon wieder die Reiseregel No 1? Genau, „always listen to the locals“. Das taten wir auch und machten uns auf den Weg Richtung Akureyri der Küste entlang via Hofsós und Siglufjörður.
Unser erster Halt war beim Schwimmbad in Hofsós. Keine heisse Quelle, kein natürlicher Hottub, einfach ein Schwimmbad mit zwei temperierten Becken. Eines zum Schwimmen und eines auf 38 Grad Celsius geheiztes kleineres zum drin Rumdümpeln. Beide waren draussen, der Wind zog einem garstig um die Ohren und an Sonnenbaden war nicht zu denken. Eingetaucht bis zum Hals wünschte man sich insgeheim, man hätte die Haare zuvor nicht nass gemacht. Dennoch war das Bad überaus spektakulär: über den Beckenrand hinweg sah man direkt auf das Meer hinaus. Vom Hörensagen wussten wir, dass sogar die Möglichkeit bestand, vom Bad aus Wale zu beobachten. Soviel Glück hatten wir dann allerdings nicht, aber schon nur bei dieser Aussicht zu baden war eifach genial. Einige Besucher – so auch wir – versuchten nun, das ganze mit der Kamera festzuhalten. Was aufgrund des Wassers und des Umstands, dass es ausserhalb des Wassers garstig kalt war, nicht ganz einfach war. Jeder floh schnellstmöglich wieder in das Wasser und die Fotos wollten nicht so recht gelingen. Umso imposanter war, als eine wohl Einheimische ihre Unterstützung anbot – und seelenruhig am Beckenrand die Kamera einstellte, Bilder schoss, sie zeigen ging und dann auf der anderen Seite des Beckens wieder ins Wasser stieg. Temperaturwahrnehmung ist wahrlich relativ.
Wer nun findet, beheizte Aussenpools sei doch ein völliger Energieschwachsinn, der hat sicher nicht Unrecht. Aber im kühlen Island haben sie paradoxerweise genau das, was es dazu braucht, im Überfluss: Wasser in hülle und fülle und vor allem unendlich viel Wärme, die überall aus der Erdkruste rausquillt. Die Isländer haben gelernt, diese Energie zu bändigen (zugegeben, die paar Vulkane machen weiterhin was sie wollen) und zu nutzen. Aus dieser Perspektive sieht auch der ständig beheizte Hottub im Garten vieler ganz vernünftig aus.
Das Schwimmbad war ja aber erst der Anfang an diesem Tag. Wir fuhren weiter nach Siglufjörður, wo es ein Kaffi geben soll, wo man die Einheimischen treffen kann – und da holte uns das berüchtigte isländische Wetter zum ersten mal etwas ein. Die Wolken wurden bedrohlicher und der Wind stärker. Damit war auch Schluss mit dem T-Shirt Wetter, da die Temperaturen nun entsprechend sanken. Der Kaffeehausbesuch in Siglufjörður verlief dann etwas – wie soll ich sagen – wie erwartet. Klar waren da auch Isländer mit Familie vor Ort. Aber insgesamt war es doch eine ziemliche Tourifalle. Wir gönnten uns einen Kaffee und ein paar frittierte Shrimps, die uns noch länger auf dem Magen lagen. In Summe hiess das weiterfahren nach Akureyri in der Hoffnung, dass uns da ein bequemes Zimmer und vielleicht sogar besseres Wetter erwarten würde. Ersteres wurde erfüllt, zweiteres nicht.