Exit Glacier Hike

Südlich von Anchorage liegt die Kenai Peninsula. Seward, Soldotna und Homer sind die populärsten Orte. Wir merken, dass Amerika Ferien hat: Campgrounds sind ausgebucht und die Strassen sind voll mit Wohnmobilen in allen unvorstellbaren Grössenordnungen. Nach unserem Bärenabenteuer sind wir auf der Suche nach etwas Ruhe und sind dafür hier wohl etwas falsch. Dennoch finden wir immerhin einen tollen Hike: den Exit Glacier Hike. Zwar sind wir auch da weitaus nicht die einzigen, aber immerhin die am schwersten beladenen beim Treffpunkt mit dem Ranger bzw. der Rangerin unten beim Visitor Center. Wir Schweizer sind halt immer vorbereitet – auf alles, und das ist in Alaska wettertechnisch ziemlich viel. Der Hike soll 8-9h dauern, es liegt also einiges vor uns. Gerüstet mit Bäreglöggli und Bärenspray steigen wir den steilen Pfad durch den dichten Wald nach oben. Nach ca 1h sind wir beim ersten Aussichtspunkt „Marmot Meadows“ auf den Gletscher Angelangt, und schon nur dieser Aufstieg hat sich richtig gelohnt. Wir haben tolle Sicht auf den Gletscher. Es geht nach einer kurzen Verpflegungspause weiter.

 

Es geht weiter steil nach oben. Wir werden von Joggern, ausgerüstet mit Kopfhörern und Bärenspray, überholt und zweifeln kurz an unserem nicht ganz leichten Rucksack. Haben wir mal wieder zu viel dabei? Wir überholen eine Asiatin in Turnschuhen und fühlen uns schon wieder etwas besser bezüglich unserer Ausrüstung. Der Zweite Aussichtspunkt ist zwar schön aber für uns keinen Aufenthalt wert, wir steigen weiter den Berg hinauf. Die Baumgrenze ist erreicht, wir kämpfen uns durch diverse Schneefelder bis zum „End of Trail“. 1000 Höhenmeter mussten wir bezwingen und es hat sich gelohnt. Die Sicht auf den Gletscher zur einen, die Schneebedeckte, Quadratkilometer weite Ebene zur anderen Seite – ein toller Anblick.

Der Abstieg wartet, wir müssen denselben Weg zurück. Ohne Zwischenfälle (lies: Bären) treffen wir unten beim Ausgangspunkt wieder ein. Mein Knie zwickt wieder, wie schon in Island. Scheinbar haben mir die Elfen noch nicht ganz verziehen.

Seward

In Seward laufen wir dann das erste mal auf: die guten Campgrounds sind alle voll. Wir müssen uns mit einem lauten Stellplatz auf einem Selfserving Campground begnügen. Er liegt neben Bahn und Flughafen. Wecker brauchen wir also keinen zu stellen. Seward ist einerseits Ausgangspunkt vieler Cruises und andererseits der Startpunkt der Eisenbahn, welche bis in den Denali NP fährt. Da wir aber weder das eine noch das andere nutzen und sich das Wetter doch eher von der garstigen Seite zeigt, sind wir schnell wieder weg.

Kenai und die Fischer

Auf unserem Weg nach Homer machen wir in der Nähe von Soldotna in Kenai halt. Der RV Park liegt etwas erhöht an der Küste und ist entsprechend teuer. Wieso hier aber alles so viel Geld kostet und so überfüllt ist, zeigt uns der Ausflug am Abend an den Strand. Hier stehen oben am Strand eine Unmenge an Zelten, unten im Wasser eine Unmenge Fischer mit überdimensionalen komischen Netzen sozusagen Schulter an Schulter im Wasser. Immer mal wieder schleppt einer sein Riesennetz an Land und entwirrt seinen Fang aus dem Netz. Der Fisch wird getötet, in einen Kessel geschmissen und weiter gehts. Einige nehmen die Fische auch gleich am Strand aus. Wir beobachten das Schauspiel fasziniert und wundern uns insgeheim, ob die Fischer im Wasser nicht unglaublich kalt haben. Wir frösteln in der steifen Brise jedenfalls schon ganz ohne noch im kalten Wasser stehen zu müssen.

Homer

In Homer quartieren wir uns auf einem RV Park auf dem sogenannten „Spit“ ein. Dies ist eine natürliche Landzunge, die aussieht wie ausgespuckt. Der Park ist eher trostlos, die Lage aber doch recht toll. Wir fragen uns insgeheim, wieso man für einen Stellplatz ohne Elektrizität und Wasser $25 hinblättern muss und stellen bald fest, dass dies wohl hauptsächlich für die Infrastruktur der Fischer ist: Auch hier ist einzig und alleine Fisch bzw. fischen trumpf. Es gibt Stellen zum Fisch ausnehmen, Fisch reinigen und zum Fischreste entsorgen. Der Spit ist wenig überraschend lang und schmal. Entsprechend konzentriert sich hier das Angebot auf das wesentliche (und das ist alles, was das Fischerherz begehrt). Hier gibt es RV Parks und eine Häuserzeile mit ein paar Geschäften. Ein grosser Hafen mit unzähligen Booten prägt das Bild. Wir suchen nach einer Möglichkeit, Whale-watching zu machen. Es gibt zwar Anbieter, aber die meisten verkaufen vor allem Charters für Fischer an. Keines der Angebote kann uns überzeugen. Wir begnügen uns mit dem Besuch eines Farmers Market, der immerhin mal Gemüse und so direkt vom Produzenten bietet. Die bestellte Calzone ist trotzdem nur knapp geniessbar und der Chai Tee viel zu süss. Das Wetter soll im Norden und in Valdez sowieso schöner sein. Entsprechend bleiben wir auch in Homer nicht lange.