Wir verbringen einen Tag in Phnom Penh, eine Stadt, wo die Kontroverse über dieses Land noch einmal greifbar wird. Die Roten Khmer hatten die Stadt sozusagen ausgerottet. Sie war eine Geisterstadt, die Bewohner waren entweder geflüchtet oder umgebracht worden. Vor der Stadt gibt es die Killing Fields, wo unzählige „unbrauchbare“ Kambodschaner hingerichtet wurden. Uns ist nicht so wohl hier. Wir besuchen die Tempel beim Palast und stellen fest, dass es hier sehr ähnlich aussieht wie in Bangkok. Doch alles ist etwas weniger prunkvoll, weniger sauber, weniger gepflegt. Wir sind froh, dass es nach dem eintägigen Zwischenstopp bald weiter geht Richtung Vietnam. Die Grenze passieren wir auf einem Boot auf dem Mekong, welches uns in ca 4h von der kambodschanischen Hauptstadt nach Chau Doc bringt.

Vietnam Compressed: das Mekong Delta in 3 Tagen

Wir haben nicht viel Zeit für die Erkundung Vietnams und haben darum eine private Tour durch das Mekong Delta gebucht. Wir werden von der Reiseleiterin in Empfang genommen und sogleich nach den Verpflegungsbedürfnissen gefragt: jetzt essen oder eher spät? Wir haben grad gefrühstückt und entscheiden uns für spät – wie spät das sein wird wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Jedenfalls fahren wir sogleich los. Die Reiseleiterin, mitte Vierzig, scheint ein ziemlich grosses Interesse an mir zu haben und will alles wissen. Verheiratet? Kinder? Vielleicht doch nicht so seriös zusammen? Mich nervt’s nach einer Viertelstunde und ich überlasse Silvia die Diskussionen. Interessanter sind dann die Orte, die wir besuchen. Wir beginnen – wie könnte es auch anders sein – mit einem Tempel. Der Tempel der Gottheit Bà Chúa Xứ , „Holy Mother of the Realm“, ist ein wichtiger Tempel und entsprechend gut bewacht. Wir beäugen die Opfergaben die da liegen sowie die Statue der Göttin im inneren und ich zücke meine Kamera. Ich frage einen etwas stober dreinblickenden Wächter, ob das Fotografieren ok ist, er bejaht und ich drücke ab. Drei Schritte ins Innere, ich will wieder abdrücken, als mich ein noch unfreundlicher dreinblickender Wächter schroff drauf aufmerksam macht, dass dies hier nicht erlaubt sei. Etwas verwirrt packe ich die Kamera halt weg. Silvia haben sie scheinbar nicht gesehen, sie hat nämlich frisch fröhlich weitergeknipst ohne behelligt zu werden. Immerhin.

Danach werden wir auf Booten durch Mangrovenwälder bugsiert. Zuerst motorisiert, danach per Paddelboot durch einen grünen Teppich. Die Landschaft ist magisch, alles ist still. Wir werden gewarnt, dass es hier Krokodile gebe und ich höre auf, meine Hand in das Wasser baumeln zu lassen. Gesehen habe ich allerdings keines.

So langsam aber sicher kriegen wir wieder Hunger. Unser Ausflug ist aber noch lange nicht vorbei. Weiter geht es zu einem Aussichtspunkt, der nur zu Fuss oder per Motorrad erreichbar ist. Selbstverständlich warten auf dem Parkplatz eine Horde Männer mit Töffli, die uns gegen harte Dollars hin und her schippern. Die Aussichtsplattform ist reichlich unspektakulär, man sieht so weit das Auge reicht vor allem Wald.

Nun wird uns Essen in Aussicht gestellt nachca einer 1h Autofahrt. Nach ca 2h fahren (das Essen scheint immer noch weit weg) ist ein Toilettengang notwendig. Wir halten irgendwo am Strassenrand. Die Toilette ist privat, als Gegenleistung kauft unsere Reiseleiterin der Person für uns Essen ab. Ich lehne dankend ab, Silvia beisst in die etwas wundersame Brot-Wurst Kombination rein. Ca 1h später kommen wir in unserer Gaststätte an: Das Restaurant gehört zu einer Krokodilfarm und ist abgesehen von uns komplett leer. Das Personal will offensichtlich schliessen, was die Atmosphäre nicht wesentlich angenehmer macht. Wir essen etwas, trinken etwas und schauen uns dann noch die Krokodilgehege an. Wir sind relativ froh, dass uns massive Zäune von den Tieren – ja Tierhaufen – trennen. Wir fahren weiter bis Can Tho und kippen nach einem kurzen Spaziergang und etwas Essen ins Bett.

Schwimmende Märkte und Touristenfallen

Der nächste Tag beginnt früh. So früh, dass das Frühstück im Hotel noch kaum parat ist. Wir haben auch an diesem Tag ein grosses Programm. Alles beginnt auf einem Boot. Wir tuckern Flussabwärts und stossen schon bald auf einen schwimmenden Markt. Der Markt funktioniert so, dass die Händler mit ihren Schiffen ankern und die Ware anbieten. Zwischen den Schiffen sind Boote unterwegs mit Käufern, die dann von Schiff zu Schiff fahren. Es ist ein geschäftiges Treiben. Damit man sieht, wer was anbietet, ist die Beispielware auf jedem Schiff ausgestellt oder aufgehängt. Es gibt vieles hier. Vor allem viele Lebensmittel, aber auch Kleider oder Kochgeschirr findet man zu hauf.

Weiter geht es mit dem Schiff in einen Seitenarm. Hier wird uns eindeutig bewusst: Dieser Fluss ist alles für die Leute, die hier Leben. Transportweg und Nahrungsquelle ist er sowieso. Aber in diesem Fluss wird das Gemüse gewaschen, das Kochwasser geholt, die Wäsche gewaschen und das Abwasser entsorgt. Wie gut das alles zusammenpasst weiss ich selbst irgendwie auch nicht. Aber ohne diesen Fluss geht hier nix.

Wir machen ein paar Zwischenstopps in Fabriken. Wir sehen Produktionen von Reisfladen, Reisnudeln, Popreis, Honig, Früchten, und und und. Jedesmal funktioniert es inetwa gleich: Uns wird die Produktion dann das Endprodukt gezeigt und dann wird mit aller Kraft versucht, möglichst viel davon zu verkaufen. Am Anfang ist man höflich und kauft. Irgendwann nervts und wir wollen meist nix und schnell wieder weg. Was nicht sehr gut funktioniert, denn wies scheint hat unsere Reiseleitung gewisse Abkommen und wartet immer noch etwas länger bis wir aufbrechen. Auch eine teure Privattour hilft da scheinbar nichts.

Das Mittagessen wird uns in einem wunderschönen Garten serviert. Das Essen schmeckt toll, doch mir scheint es nicht gut zu bekommen. Am Nachmittag – wir sind wieder auf dem Boot – beginnt mein Magen zu streiken und mein Kopf zu brummen. Ich lege mich etwas hinten ins Boot und kuriere die Kopfschmerzen mit Chemie. Der übersäuerte Magen macht aber das Mamutprogramm nicht gerade einfacher. Überall gibt es etwas zu probieren, zu essen und zu trinken und ich kriege kaum was runter, was nicht wahnsinnig gut ankommt. Irgendwo gibt’s dann noch Folklore. Mich kann da nur ein sehr spezielles Instrument faszinieren. Der Rest, eine Mischung aus unverständlichen Folksliedern über eine Soundanlage mit viel zu viel Hall hilft weder gegen meine Magenbeschwerden noch gegen die Kopfschmerzen.

Ziemlich plötzlich müssen wir überstürzt das Boot verlassen und werden nun mit dem Auto nach Saigon bzw Ho Chi Ming City chauffiert. Dort besuchen wir am nächsten und letzten Tag doch noch ein Kriegsmuseum. Es geht selbstverständlich hauptsächlich um den Vietnamkrieg. Die Panzer und Flugzeuge auf dem Vorplatz kann man meinetwegen noch faszinierend finden. Was aber sonst in den Räumen gezeigt wird, kehrt mir noch heute fast den Magen. Insbesondere der Raum über den Angriff der Amis mit Agent Orange und die Folgen davon. Silvia kommt da schon gar nicht mit rein. Ich kann die Fotos kaum anschauen mit all den deformierten Kindern und Föten, mit all den leidenden Menschen. Der Raum ist mit Besuchern, Schulklassen und Familien gut gefüllt. Ein Kind steht neben seiner Mutter und will nicht aufhören zu schreien. Ich kann es gut verstehen und flüchte ins zurück ins Freie. Am Eingang bettelt ein Verstümmelter mit viel zu kurzen Armen um einen Beitrag für ein Hilfswerk, welches Agent Orange geschädigte unterstützt. Wir spenden und gehen wieder, schockiert und erschüttert.

Unser Hotel bietet einen Shuttleservice an, der einen gratis vom Hoteleigenen Pier per Schnellboot ins Zentrum befördert. Der Hinweg ist ein wahrer Spass, wir sitzen vorne auf dem Boot und geniessen die Perfekte Aussicht auf die Stadt. Die Rückfahrt ist verregnet und der Kapitän hat’s eilig. Wir halten uns so gut es geht fest und sind froh, heil anzukommen. Verregnet werden wir übrigens nicht. Kaum angelegt, rennt uns ein Bediensteter mit einem Schirm entgegen und geleitet uns ins Hotel.

Wir gönnen uns noch ein völlig überteuertes Abendessen, das leider nicht ganz so gut schmeckt wie erhofft sowie einen ausgiebigen Besuch am Pool bis uns ein Taxifahrer durch den schlimmstmöglichen, je erlebten Verkehr zum Flughafen bringt. Wer meint, wir haben hier ein Verkehrsproblem soll das mal anschauen gehen.

Und so kehren wir also nun nach Hause zurück. Eingedeckt mit Tausenden von Eindrücken, Geschenken und der Erkenntnis, dass es uns hier wirklich, wirklich gut geht.