Goðaland oder eben “Land der Götter”, so nennt sich das Tal neben der Gebirgskette Þórsmörk (“Wald des Thor”. Ja hier haben sie in die opulente Kiste gegriffen). Unser Ausflug begann mit der Suche eines Transports in die Gegend, da selber hinfahren mit ca 40km Schotterpiste und durchqueren von teils substantiellen Furten verbunden gewesen wäre. Wir wollten dies den Profis überlassen. So fuhren wir Tags drauf zum Pick-up Punkt und stiegen in einen Bus, mit dem man wohl auch auf dem Mars hätte rumkurven können.

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Der Chauffeur zeigte schon mal auf der Hauptstrasse, was Sache ist und überholte eine Menge Touristen PWs. Dann, wie das so geht in Island, war plötzlich fertig mit Asphalt und die Schotterpiste begann. Im Gegensatz zu unserem Verhalten bei diesen Übergängen fuhr der Bus danach nicht wirklich langsam, aber doch etwas angepasster. Er musste mit diesem Ungetüm von Vehikel den Schlaglöchern nicht Ausweichen und tat es entsprechend auch nicht. Die Durchquerung der Furten passierte dann beruhigender weise im Schritttempo. Wir machten uns noch so einen Spass draus, abzuschätzen, ob wir dies mit unserem Auto gewagt hätten oder nicht. So spätestens bei der vierten angeschriebenen Furt (es gibt auch kleine, die wohl gar nicht als Furt wahrgenommen werden) wären wir dann beide nicht mehr durchgefahren. Auf dem Rückweg sollten wir dann noch die richtig krasse Furt miterleben – aber dazu später.

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Wir liessen uns bis Langidalur hinholpern und machten uns auf einen kurzen Hike auf das Plateau Valahnúkur von wo aus man eine tolle Aussicht haben sollte. Nach ca 40min Aufstieg, wo wir uns einmal mehr fragten, wieso denn unsere Rucksäcke so schwer waren, erreichten wir den Aussichtspunkt und waren von dem sich bietenden Anblick 360 Grad einmal mehr beeindruckt. Die Fernsicht war gut und man konnte durch alle Täler spähen, Bussen und Autos beim Queren der grossen Furt vor Langidalur beobachten oder Lavazungen des Eyjafjallajökull ausfindig machen.

Wir hatten insgesamt in etwa 4h zeit, um nach Húsadalur zu gelangen. Von dort weg war ein Bus für den Rückweg gebucht. Zeitlich passte soweit alles wunderbar. Wir verpflegten uns vor der Busfahrt noch und versammelten uns mit den anderen – ziemlich vielen, zu vielen wie sich herausstellen sollte – Rückreisenden. Als der Chauffeur feststellte, dass er nicht alle transportieren konnte, verkündete er kurzerhand eine Planänderung. Er würde mit seinem Bus bis zu den Wasserfällen (also ca bis Ende Schlaglochpiste) fahren, alle rausschmeissen und den Rest abholen kommen. So in „1-1.5h“. Ich studierte kurz: bei der Hinfahrt waren wir ca 1h auf Schotter und Furten unterwegs. Ging das auf? Als er losfuhr, erkannten wir seinen Plan: Er fuhr auf der Piste, als wäre der Eyjafjallajökull gerade wieder ausgebrochen. Lediglich Furten konnten ihn Bremsen. So auch die mit Abstand grösste und wildeste des Tages bei der Querung des Krossá Flusses. Der Bus sank so tief ins Wasser, dass selbst das Spezialgefährt die Luftansaugung für diese Strecke umstellen musste. Beim Blick aus dem Fenster vermutete ich, dass unser Auto nun wohl so bis höhe Fenster in den Fluten stecken würde. Auf der anderen Seite angekommen kannte der Kollege am Steuer kein Halten mehr. Mit Tempi, die ich auf solchen Strassen nicht für möglich gehalten hätte bolzte er durch das Tal. Schlaglöcher merkte man keine mehr. Alles schüttelte und vibrierte ununterbrochen bedenklich und irgendwie wartete man nur auf die Havarie. Die unterwegs geschossenen Fotos des grössten Lavakegels von 2010 waren entsprechend verwackelt. Doch der Bus überlebte den Höllenritt durch das Land der Götter, weg vom Wald des Thor (wo eigentlich gar nicht so viel Wald war) ohne sichtbaren Schaden. Wir auch.