Die Ironie war perfekt: Nach dem verregneten Tag, der uns in der Idylle sozusagen zum Nichtstun verdammt hatte, weckte uns am nächsten Morgen im schmucken Mjóeyri die Sonne. Wir frühstückten, packten zusammen und fuhren los – wir hatten eine längere Route bis etwas nach Höfn vor uns. Das gute Wetter wurde bald auch wieder wechselhaft, doch zuvor hatten wir auf unserer Route was entdeckt, das uns irgendwie neugierig machte: die grösste Steinesammlung Islands http://www.steinapetra.is/de/.

Steine
Nur um dies gleich vorweg zu nehmen: Steine faszinieren uns nicht mehr als jeden anderen Durchschnittsmensch. Umso mehr stellte sich uns die Frage, was es dann dann mit so einer Sammlung auf sich hat. Wir parkierten also unser Auto ein erstes Mal in Stöðvarfjörður. Eintritt mussten wir keinen zahlen, da schlichtweg kein Mensch in der Ticketverkaufkabine war (das ist auch was isländisches: mit gewissen Dingen nehmen sie’s nicht so genau oder streng). Uns präsentierte sich eine schier unglaubliche Menge an Steinen aus Island, die die gute Frau im Verlaufe ihres Lebens gesammelt und nach Hause geschleppt hatte. Der ganze Garten war gefüllt mit schönen und weniger schönen Steinen. So viele, dass man schon sehr bald nur noch das Meer der Steine sah und die schöneren, individuellen Stücke nicht mehr so ganz. Einige Exemplare waren aber dann doch Grund genug, den Fotoapparat zu testen:
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Das Museum erweiterte sich bis in ein Gebäude hinein, wo sich herausstellte, dass Steine wohl nicht die einzige Sammelleidenschaft der alten Dame war. Als wir dann noch auf ausgestopfte Tiere stiessen, fanden wir, es sei nun langsam zeit, zu gehen.

Steineier
Gegen den kleinen Hunger gab’s einen Snack in einem vom „Island Handpicked“ empfohlenen Restaurant geräucherte Wildgans und fragwürdige Pizza. Begleitet wurde das Mal vom geschnirpfle eines offensichtlich erkälteten Tischnachbarn (wir hatten auch schon mehr Glück mit unserer Restaurantwahl…) und so suchten wir bald schon das nächste Kuriosum auf unserem Weg auf: Steineier. In Djúpivogur hat ein Künstler Vogeleier einheimischer Vögel nachgebildet und am Wegrand auf Beton gepflastert https://de.m.wikipedia.org/wiki/Djúpivogur . Das sah irgendwie noch lustig aus, auch wenn ich jetzt nicht ganz nachvollziehen konnte, wie was und warum. Aber Kunst muss ja nicht immer für alle zugänglich sein.
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Vikinger
Der Reiseführer empfahl uns das „Viking Cafe“ als schöner Ort für eine Pause. Dieses lag nicht allzu weit von unserer Tagesstrecke. So tuckerten wir also ein weiteres mal eine Schotterpiste entlang bis zum bitteren Ende und fanden da das Gebäude. Gemäss ihrer Website ging’s immerhin um den vielleicht besten Kaffee Islands. Soviel vorneweg: der Kaffee war tatsächlich einer der besseren. Aber das Rundherum liess eine gehörige Portion liebe zum Detail vermissen. Etwas unangenehm waren indes die sehr un-isländischen Verbotsschilder auf sozusagen jedem Weg, der vom Ort wegführte: Man musste eine Gebühr zahlen, um die privaten Wege nutzen zu dürfen. Schon das roch irgendwie nach Amerika, genauso wie das Versprechen, hinter der Hügelkuppe eine Filmkulisse eines Vikingerdorfes zu finden, welches bald schon von den Universal Studios renoviert werden würde. Da wir an diesem Tag sonst kaum Bewegung gehabt hatten, bezahlten wir die 800IKR pro Person und gingen los. Bald schon kam das Vikingerdorf in Sichtweite, welches mich irgendwie an Asterix un Obelix erinnerte. Im Innern fanden wir uns inmitten von Holzhütten, verfallenen Stegen und einem Bach wieder. Bedenklich stand es vor allem um den künstlichen Felsen der Kulisse. Wind und Wetter hatten dem Ding doch schon ziemlich zugesetzt.
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Die Hütten waren aus Holz gebaut (gemäss Angaben Schwemmholz und alte Telefonmasten) und waren überraschend massiv und in gutem Zustand. Das innere war – wie meist bei so Kulissen – leer bzw nicht ausgebaut. Das Ganze hinterliess irgendwie einen faden Beigeschmack: Standen wir hier nun in einer Szenerie, die bald renoviert wurde und so eine Zukunft hatte, oder war da nur noch Zerfall? Jedenfalls passte das irgendwie zum Viking Cafe: Eigentlich ok und Potential vorhanden, aber ob dies zum Überleben reicht?