Unser Lonely Planet Reiseführer meinte, das Crossing sei nur für ultra-fitte in einem Tag machbar und man solle besser zwei Tage einplanen. Wir waren spät im Tongariro NP angekommen. Das Visitor Center war bereits geschlossen und wir rechneten damit, dass wir uns am nächsten Tag dann mal schlaumachen würden, wie und ob wir das wirklich angehen wollten. Der Mann bei der Reception des Campgrounds sah das anders: „You do the crossing in one day. It’s 6-8 hours. I can do it. You’re young and swiss, it’s easy for you.“ So geht das. Hiess für uns schleunigst Kohlenhydrate reinbuttern und ab in die Federn, denn um 7am in der früh sollte es los gehen mit dem Abenteuer „Tongariro Crossing“.
Die Wanderung beinhaltet 19.4km Weg, 800 Höhenmeter Aufstieg und inetwa 1000Hm Abstieg. Das war mehr als jegliche Wanderungen, die ich je angegangen war. Aber ich wollte ja den „Mount Doom“ mal in echt und aus der Nähe sehen.
So gings also früh nach fragwürdig wenig Schlaf (muss die Aufregung gewesen sein) los. Der Bus sammelte diverse Leute zusammen und fuhr uns zum Start des Tracks. Dort gab es zuerst einmal ein paar Sicherheitsanweisungen – wann umkehren, wann besser nicht mehr und wie lange es inetwa dauern würde, bis Hubschrauber und Suchtrupps losgeschickt würden, falls man bei der Abholung nicht aufkreuzen würde. Und dann war ja da noch die Sonderwarnung, weil im Juni 2012 scheinbar ein Nebenkrater Steine gespuckt und den einzigen Shelter unterwegs getroffen hatte (was übrigens die Übernachtung à la Lonely Planet verunmöglichte). „If the volcano should break out – it’s very unlikely, but if – you would see red lights flashing on panels along the track. And thousands of people would come running the other way. You cannot miss it.“ Ja, sie haben Humor die Neuseeländer, und gelernt, mit den Umständen zu leben. Danach gings los.
Wir gingen’s langsam an, einige rannten an uns vorbei. Die ersten paar Kilometer waren eher flach, ein guter Einstieg. Bald waren wir beim letzten WC vor der grossen Steigung angelangt (das nächste WC war ca. in 4-5h zu erwarten, und da oben keine Bäume wuchsen, war dies trotz aller Widerwärtigkeit eine gefragte Kabine). Der Aufstieg ging über Treppen, weiter oben über Felsen mit Ketten und Seilen als Handläufe. Oben angekommen bot sich einem eine atemberaubende Aussicht. Bester Moment, sich etwas Zeit zu nehmen, die Bilder aufzusaugen und ein paar Zeilen für den Blog zu kreieren:
Diese paar zeilen entstanden während des tongariro crossing am blue lake, quasi im schatten des mount doom bzw mt ngauruhoe, der auch in natura ziemlich mächtig und unnahbar scheint. Man könne ihn zwar besteigen, es sei aber gefährlich meinte unser chauffeur.
Die landschaft hier ist umwerfend. vulkankrater, kraterseen, lavazungen reihen sich aneinander. Und immer mal wieder begegnet man dem geruch von fauligen eiern und es dampft aus einem loch im gestein. Knappe 5h sind wir nun unterwegs. 3h liegen noch vor uns bis katateha.
Wie erwäht bestiegen wir den Mt Ngauruhoe (…Mount Doom…) nicht. Scheinbar sei die Besteigung wegen runder, kullernder Steine und Felsen gefährlich – zudem hat Frodo das mit dem Ring ja auch schon erledigt ;).
Dafür genossen wir den Red Crater, mit seiner tollen roten Färbung und Kraterseen in grün und blau. Den grossen „Central Crater“ durchschritt man sogar bei der Wanderung.
Auf dem „Zenit“ der Wanderung waren wir zeitmässig in der Hälfte, distanzmässig aber noch nicht. Darum hiess es auch bald mal wieder aufbrechen, damit wir den Bus am Endpunkt nicht verpassten. Unterwegs kamen wir am havarierten Shelter vorbei. Steine haben das Gebäude durchschlagen. Die Räume bleiben geschlossen, übernachten ist nicht erlaubt (das wäre ev. noch eine gute Info für unseren Reiseführer). Der Abstieg zog sich dann noch ziemlich in die Länge, ehe wir erschöpft aber glücklich auf dem Carpark in Kataha ankamen. Auf dem Campground wartete dann noch eine Überraschung der Sorte „und dann noch dies“ auf uns: unser Spaceship hatte einen platten rechten Vorderreifen. Hiess anstatt geschundene Rücken und Füsse zu pflegen, durften wir Rad wechseln und eine Garage ausfindig machen. So geht das.