Nach zwei Nächten in Valdez zieht es uns weiter Richtung Norden. Erstens soll das Wetter dort etwas besser und zweitens wärmer sein. Unser Fernziel ist Dawson City CA, heisst wir verlassen temporär Alaska und fahren durch den Yukon.

Porcupine Campground – Tok

Wir fahren nun definitiv auf weniger touristischen Pfaden. Die Strassen werden schlechter, und Teile sind nicht mehr geteert sondern Gravel Roads. Für unseren Twain, ein Ford Super Duty F350, selbstverständlich kein Problem. Nur die Bodenwellen sind manchmal etwas gar viel für die rund 1200kg Last der Campingeinheit auf der Ladefläche und es spickt uns ein paar mal ziemlich weg. Wir fahren dann doch etwas langsamer.

Unser erster Stop ist ein Campground in bewaldetem Gebiet. Wir haben einen Stellplatz mit Feuerstelle und verfeuern all unser Holz. Einige Quellen meinten, man dürfe kein Feuerholz nach Kanada einführen. Wir braten daher unser Steak über dem Feuer. Als wir dann die letzten Holzscheiter auf das Feuer werfen, hören wir ein lautes Knacken aus dem Wald. Nach der ersten Schrecken sehen wir zu unserer Erleichterung, dass es kein Bär, sondern ein Moose ist. Alle Versuche, es zu fotografieren scheitern, da es sehr scheu ist und wir es schon nur durch ein paar zu laute Schritte vertreiben. Dennoch: Moose können wir von der Wildlife-Alaska-Bucketlist streichen.

Tok Cutoff und Taylor Highway – und ein Ort namens Chicken

Wir machen uns weiter auf den Weg Richtung Nordosten. In Tok leeren und füllen wir unseren Camper mit allem Notwendigen im Wissen, dass wir die nächsten Tage auf State Parks ohne fliessend Wasser und Elektrizität verbringen werden. Wir biegen auf den Taylor Highway ab. Die Gegend ist wild und einsam. Die Autos, die uns kreuzen (oder überholen) werden immer weniger. Wir geniessen die Fahrt und überlegen uns immer mal wieder, dass hier Nationalparks existieren, die so gross sind wie die Schweiz.

Wir machen halt in einem Ort Namens Chicken (nachdem wir bereits „Gakona“ passiert haben…). Chicken besteht aus einer Lodge, drei Läden und einer Tanksäule. Offiziell ist die Einwohnerzahl 15 ohne Touristen. Wieso Chicken Chicken heisst, ist ebenfalls erklärt und selbstverständlich gibts die Hühner in allen Formen und Farben zu sehen und kaufen. Wir amüsieren uns über die Innovationskraft, dieses Nichts in eine Marke zu verwandeln, trinken einen Kaffee und fahren weiter.

Auch die nächste Nacht ist irgendwo im Nirgendwo in der Wildnis. Im Walker Fork State Park übernachten wir für $10. Unterwegs treffen wir einen älteren Herrn aus Massachusetts, mit dem wir uns etwas unterhalten. Ihn sehen wir auf dem Campground wieder, als er mit zwei Bier in der Hand auf unseren Stellplatz zusteuert. Wir geniessen das Bier zusammen und er erzählt über seine Reisepläne, wir über unsere. Und über die Umwelt, die Flüchtlinge, die Plastiksäcke und die Freunde mit künstlichen Hüftgelenken. Bei aller Ironie: Es ist bemerkenswert, wie schnell und einfach man hier mit Leuten ins Gespräch kommt. Einfach um Politisches machen wir einen grossen Bogen. Auf dem gleichen Campground treffen wir zudem auf ein Auto mit Berner Nummer. So geht es auch hier nicht lange, bis wir uns ausführlich mit dem sympathischen, älteren Paar, welches seit 10 Wochen unterwegs ist, austauschen – diesmal auf Schweizerdeutsch.

Yukon – Larger than Life

Das Ziel Tags drauf ist Dawson City. Das bedeutet einerseits, dass wir nicht weniger als den „Top of the World Highway“ befahren und Alaska zu gunsten des kanadischen Yukon verlassen werden. Der Highway hat seinen Namen nicht zu unrecht, da er sich zeitweise über der Baumgrenze befindet. Die Aussicht ist dank dem tollen Wetter einmal mehr atemberaubend. Es ist mehr als nur eine einfache Autofahrt.

Der Grenzposten zu Kanada ist in Little Gold über der Baumgrenze und entsprechend nur im Sommer offen. Zum Grenzübertritt liest man verschiedenes: Fleisch und Alkohol sei nix, Holz geht nicht, Bärensprays nehmen sie dir vielleicht weg. Darum haben wir wie geraten das sätzchen „no weapons, just a couple of bearsprays“ auf Lager, als uns der freundliche Grenzpolizist (leider kein Mounty) anhält. Und dann ist eigentlich alles ganz easy. Er will wissen, was wir dabei haben, wir deklarieren wie geraten alles. Wir händigen ihm die Pässe aus, die er 2min später mit den Worten „welcome to Canada“ zurückgibt und wir fahren weiter. Wie so häufig ist’s nach der Grenze eigentlich ziemlich gleich wie vorher. Meinen wir. Doch die Kanadier scheinen verstanden zu haben, was die Amis ignorieren: Metrische Systeme sind einfach viel einfacher als das ganze Meilen und Gallonen Zeugs. Plötzlich sind da Stundenkilometer angeschrieben und wir sind sofort am Rechnen, weil unser Tacho die km/h nur klein und schlecht anzeigt. Wie sich zeigt ist in diesem Land auch das Supersize-Me Virus nicht ganz so verbreitet wie in den Staaten – irgendwie europäischer. Ich kann auch nicht genau sagen, wieso. An der Grenze steht dann dieses Schild:

Vielleicht waren die Backstreet Boys auch mal hier?